„Zahl des Monats“: Von den 5572 laufenden Metern Gesamt-Regalfläche im Kreisarchiv in Ladenburg sind über die Hälfte mit Akten belegt
Kulturelles Gedächtnis des Landkreises
Zahlen und Ziffern spielen in einer großen Behörde wie dem Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis eine große Rolle. In der Serie „Zahl des Monats“ stellt das Referat Öffentlichkeitsarbeit im Büro des Landrats in jedem Monat eine neue beziehungsweise interessante Zahl vor und beleuchtet wissenswerte Fakten, die sich hinter den nüchternen Ziffern verbergen. Für den Monat September lautet die Zahl 5572. So viele laufende Meter Gesamt-Regalfläche gibt es im Kreisarchiv in Ladenburg (Trajanstraße 66). Laufende Meter (lfm) ist eine Maßeinheit in Bibliotheksmagazinen, Archiven und in der Lagerhaltung. Ein lfm, oft auch Regalmeter genannt, entspricht einer Lagerfläche von einem Meter Breite.
„Stand heute sind davon etwas mehr als die Hälfte, knapp 56 Prozent, belegt“, teilt der Leiter des Kreisarchivs, Dr. Jörg Kreutz, mit. In Ladenburg treffen häufig neue Akten aus den Fachämtern des Rhein-Neckar-Kreises ein. Doch warum braucht ein Landkreis eigentlich überhaupt ein Archiv? Archive dienen der Verwaltung als rechtssichernde-administrative Einrichtung, in dem es Akten, die aus rechtlichen Gründen dauerhaft aufbewahrt werden müssen, verwahrt und erhält. Daneben versuchen die Archivare mit der Übernahme eines Teils der Akten, die in der Verwaltung des Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises entstehen, die historisch interessanten Aspekte für die Nachwelt zu überliefern. Archive, und somit auch das Kreisarchiv des Rhein- Neckar-Kreises, verstehen sich heute als kulturelles Gedächtnis der jeweiligen Gesellschaft.
„Entscheiden, was für die Nachwelt erhalten bleiben soll“
Eng verbunden mit dem Archiv ist die Registratur. Dort werden Akten gelagert, die für das Tagesgeschäft von den Sachbearbeitern nicht mehr benötigt werden, auf denen jedoch noch Aufbewahrungspflichten liegen. Nach Ablauf der recht unterschiedlichen Fristen werden die Akten, die nicht aus rechtlichen Gründen dauerhaft aufbewahrt werden müssen, dem Archiv zur Übernahme angeboten. „Unsere Aufgabe als Archivare des Rhein-Neckar-Kreises ist es, das umfangreiche Material, das uns erreicht, zu sichten und dann zu entscheiden, was davon für die Nachwelt erhalten bleiben soll“, skizziert Kreutz eine wichtige Arbeit seines Teams. Zurzeit verwahrt die Registratur rund 9000 lfm Schriftgut.
Das Kreisarchiv selbst verwahrt weitgehend Schriftgut aus der Zeit nach 1945; in Einzelfällen setzt die Überlieferung schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-hunderts ein. Bewahrt werden auch Aktenbestände, Pläne und Karten der Vorläufer des Rhein-Neckar-Kreises, der ehemaligen Landkreise Heidelberg, Mannheim und Sinsheim. Die alten Fotos und Postkarten reichen bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Neben den rund 100 000 Akten plus der Zweit-schriften der gemeindlichen Standesbücher beherbergt das Archiv circa 18 500 weitere Sammlungsobjekte wie Fotos, Postkarten, Karten und Pläne. Ein nicht geringer Bestandteil des Kreisarchivs besteht aus der umfangreichen Bibliothek. Auf 976 laufenden Meter Regalfläche befinden sich rund 8000 Bücher und CDs. Apropos elektronisches Speichermedium: Seite einiger Zeit beschäftigt sich das Team des Kreisarchivs intensiv mit digitalen Archivierung. „Wir prüfen derzeit, wie sich die digitale Aktenführung auf das Archivwesen auswirken wird“, so Leiter Kreutz.
Hintergrund:
- Das 1990 eingerichtete Kreisarchiv ist das für den Rhein-Neckar-Kreis und seine Vorgängerbehörden (Landkreise Heidelberg, Mannheim und Sinsheim) zuständige historische Archiv. Seine Aufgaben sind in der vom Kreistag verabschiedeten Archivordnung festgelegt.
- Dokumente von bleibendem rechtlichem oder historischem Wert werden dort verwahrt, erhalten und allgemein nutzbar gemacht. Außerdem sammelt das Kreisarchiv die für die Geschichte und Gegenwart des Landkreises bedeutsamen Dokumente und unterhält eine Bibliothek.
- Mit Vorträgen und Ausstellungen engagiert sich das Kreisarchiv in der historischen Bildungsarbeit und fördert die Erforschung der Kreis- und Heimatgeschichte.
- Jeder kann nach Maßgabe der Archivordnung und Ablauf der Sperrfristen des Rhein-Neckar-Kreises das Archiv benutzen, soweit sich aus Rechtsvorschriften oder Vereinbarungen mit derzeitigen oder früheren Eigentümern des Archivguts nichts anderes ergibt. Die Archivordnung liegt im Lesesaal des Kreisarchivs zur Einsichtnahme vor und kann auf der Kreis-Homepage unter rhein-neckar-kreis.de/kreisarchiv heruntergeladen werden.
Bildhinweise (Quelle Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis):
Nils Schwarz vom Kreisarchiv vor der großen Rollregalanlage.
Eine der ältesten Akten im Bestand des Kreisarchivs ist diese Gaststätten-Akte über ein Brühler Lokal.
Zugesandt vom LA Rhein-Neckar-Kreis