Woche für Demokratie und Toleranz 2022 – Wieviel Gewalt verträgt unsere Demokratie?
Diese Frage stand im Mittelpunkt der Themenwoche, die vom 7. bis 11. Februar mit einem vielfältigen Programm durchgeführt wurde. Nachdem die Woche für Demokratie und Toleranz im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausfallen musste, waren die Verantwortlichen des Organisationsteams froh, dass die Umsetzung nun trotz aller bestehenden Einschränkungen geglückt ist und man wieder zahlreiche Interessierte erreichen konnte.
Die Woche startete mit einem Eröffnungsabend, der gleichzeitig im Jugendhaus und per Online-Konferenz stattfand. So konnten insgesamt über 40 Personen das Grußwort von Oberbürgermeister Jörg Albrecht und den anschließenden Vortrag von Professor Kurt Möller von der Hochschule Esslingen verfolgen, darunter auch mehrere Landtags- und Bundestagsabgeordnete aus der Region. Möller beschäftigt sich als Soziologe seit vielen Jahren mit Themen wie „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ und Gewaltorientierung bei Jugendlichen. Er konnte in seinem Vortrag verschiedene Erklärungen vorstellen, wie Gewalt entsteht und welche präventiven Ansätze es gibt, diese zu verhindern.
Am Dienstag stand die Vorführung des Films „Die Rüden“ auf dem Programm, der in Kooperation mit dem Cinema Paradiso gezeigt wurde. Im Film wird eine fiktive Situation geschildert, in der junge Gewaltstraftäter im Rahmen ihres Strafvollzuges mit Kampfhunden in Kontakt gebracht werden. Die Diskussion mit der Filmemacherin Connie Walther konnte coronabedingt nicht vor Ort stattfinden und wurde stattdessen am Folgetag als Onlineformat angeboten. Das Angebot wurde von den interessierten Teilnehmern als sehr hilfreich und bereichernd wahrgenommen.
„Gewaltprävention in digitalen Zeiten“ lautete der Titel des Seminars, das am Mittwoch für pädagogische Fachkräfte angeboten wurde. Der Online-Workshop mit Fachreferent Henrik Blaich von der Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg erreichte 30 Teilnehmer. Dabei standen Risiken und Gewaltphänomene im Umgang mit den „sozialen Medien“ im Mittelpunkt, aber genauso auch die Frage, wie diese Phänomene bearbeitet werden können.
Das Bündnis für Toleranz hatte am Donnerstagabend einen Vortrag mit Arno Huth zur Geschichte der Sinti und Roma in der Region organisiert, der in der Evangelischen Kirche Hoffenheim stattfand. Huth untersuchte in einer Dokumentation die Schicksale von Familien, die im Nationalsozialismus deportiert wurden. Auch diese Veranstaltung erhielt eine sehr positive Resonanz.
Außerdem fanden mit insgesamt neun neunten Klassen der Theodor-Heuss-Schule und der Kraichgau Realschule 90-minütige Klassengespräche zum Kurzfilm „Zahor – Erinnere dich!“ statt. Ilay, ein ehemaliger Jugendspieler der TSG 1899 mit israelischer Herkunft, erzählt die Geschichte von Menachem und Fred, die als jüdische Brüder in ihrer Kindheit von Hoffenheim nach Gurs deportiert wurden. Das damalige Geschehen erhält eine besondere Bedeutung, als der junge Israeli feststellt, dass er in Hoffenheim der einzige Jude ist. Der Film eignet sich sehr gut, um mit Jugendlichen über dieses schwierige und belastende Kapitel der deutschen Geschichte ins Gespräch zu kommen. Der jugendliche Fußballprofi als Erzähler und der lokale Bezug der Geschehnisse in Hoffenheim schaffen einen direkten Zugang zu einem historischen Thema. Dabei wird für die Schüler konkret sichtbar, welche schrecklichen Folgen die Gewaltherrschaft der Nazis hatte und welche zentrale Bedeutung das heutige Grundgesetz und unsere demokratische Verfassung haben.
Die Woche für Demokratie und Toleranz fand bereits zum sechsten Mal in Sinsheim statt. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt des DGB und des städtischen Kinder- und Jugendreferats. Bei der Vorbereitung, Durchführung und Finanzierung wirken zahlreiche weitere Akteure mit. Dazu gehören die Fanbetreuung der TSG 1899, das Bündnis für Toleranz, der Verein Alte Synagoge Steinsfurt, das Fanprojekt Hoffenheim in Trägerschaft des I.B., das kommunale Kino Cinema Paradiso e.V. und die Buchhandlung Doll.
Zugesandt von der Stadt Sinsheim