Asiatischer Tigermücke in Weinheim wird der Kampf angesagt: Anwohner sollen aufgrund der Corona-Maßnahmen im Frühjahr verstärkt selbst mithelfen, den Eindringling zu bekämpfen
Mit dem Frühlingswetter hat die ursprünglich aus Südostasien stammende Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) wieder Saison. Das exotische Insekt kann potentiell tropische Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren übertragen. Eine Übertragung der Erreger durch einen Mückenstich ist in Deutschland sehr selten, da die Erreger selten vorkommen, kann aber dort, wo Tigermücken vorkommen, nicht ganz ausgeschlossen werden. Aufgrund des Klimawandels und der heißen Sommer findet die Tigermücke auch bei uns immer neue Ansiedlungsmöglichkeiten. Seit dem ersten Auftreten einer Tigermücken-Population in der Weststadt 2019 wird die Asiatische Tigermücke in Weinheim systematisch bekämpft. Durch gezielte Maßnahmen und dank der Mithilfe und Kooperation der betroffenen Anwohner konnte die Population im Bereich des Erstfundes stark dezimiert werden. Jedoch sprechen die im weiteren Verlauf des letzten Sommers entdeckten und gemeldeten Sichtungen der Tigermücke in anderen Bereichen der Weststadt dafür, dass die Population nicht erst seit 2019 in Weinheim aktiv ist und dass das Verbreitungsgebiet größer ist als zunächst angenommen. Dennoch gab es bisher aufgrund des schnellen Eingreifens noch keine übermäßige Belästigung durch diese sehr stechfreudige und tagaktive tropische Mückenart. Dies soll auch im Jahr 2020 verhindert werden. Die Bekämpfungsaktion in Weinheim wird unter der Projektleitung von Gabriele Stadler durch die biologische Stechmückenbekämpfung der Icybac GmbH koordiniert, die im Auftrag des Gesundheitsamtes Tigermückenkontrollen auch in anderen Städten des Rhein-Neckar-Kreises durchführt. Die Maßnahmen rund um die Tigermückenbekämpfung erfolgen in enger Abstimmung mit dem Bürger- und Ordnungsamt der Stadt Weinheim.
Trotz der Corona-Maßnahmen verträgt die Tigermückenbekämpfung keinen Aufschub. Wegen der Kontakt-Einschränkungen können die Mitarbeiter der Icybac GmbH jedoch in vielen Fällen nur eingeschränkt persönlich vor Ort kommen. Um sich auszuweisen führen sie ein Schreiben der Stadt Weinheim mit sich.
Unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes und der Hygienevorschriften werden Gabriele Stadler und ihre Mitarbeiter die Grundstücke im Umfeld der letztjährigen Tigermückenfunde aufsuchen und die potentiellen Brutstätten mit dem biologischen Wirkstoff B.t.i. behandeln. An die anderen Haushalte innerhalb des Verbreitungsgebiets in der Weststadt werden Informationszettel und B.t.i.-Tabletten ausgeteilt. Bürgerinnen und Bürger können mit diesem Leitfaden ihre Grundstücke genau untersuchen, Brutstätten selbst ausfindig machen und dauerhaft beseitigen oder bekämpfen. Dies ist im Frühjahr besonders wichtig, um schon die erste Generation der Tigermücken am Schlupf und der erneuten Eiablage zu hindern.
Nur im Larvenstadium, in dem sich die Moskitoart noch im Wasser befindet und entwickelt, kann die Tigermücke effektiv biologisch bekämpft werden. Brutstätten sind alle Arten von Wasseransammlungen, die sich in Vorgärten, Grundstücken, Schrebergärten oder auch Gullys befinden und mindestens eine Woche stehen bleiben.
Sobald es die Corona-Maßnahmen wieder zulassen, werden die Mitarbeiter der Tigermückenbekämpfung alle Grundstücke im Verbreitungsgebiet in der Weststadt in zwei- bis dreiwöchigem Rhythmus bis Ende September aufsuchen und potentielle Brutstätten behandeln, denn am wirkungsvollsten ist die Bekämpfung durch geschultes Personal. Bis dahin sind die Mitarbeiter der Icybac GmbH verstärkt auf Ihre Initiative und aktive Mitarbeit angewiesen.
Was können Bürgerinnen und Bürger im betroffenen Gebiet konkret tun?
Verschaffen Sie sich auf Ihrem Grundstück (Garten, Hof, Terrasse, Balkon, usw.) einen Überblick über möglich vorhandene Brutstätten. Brutstätten sind alle Gefäße oder Hohlräume im Außengelände, in denen sich Wasser wie Regen sammelt und mindestens eine Woche stehen bleiben kann.
Mögliche Brutstätten: Regenwassertonnen, Blumentöpfe und Blumentopfuntersetzer, Eimer, kleine Gefäße (z.B. Kinderspielzeug, Pflanzschalen oder Joghurtbecher), Gullys und Ablaufrinnen, verstopfte Dachrinnen, Gießkannen, Zisternen, alte Autoreifen und hohle Stangen im Außengelände wie Zaunpfosten oder Sonnenschirmständer.
Ausgenommen sind: belebte Gartenteiche sowie Vogel- und Igeltränken, wenn sie einmal richtig gereinigt und regelmäßig geleert werden.
Überlegen Sie, was Sie davon benötigen und was Sie entsorgen können. Achtung: auch Gegenstände, die entsorgt werden, müssen vorher gereinigt werden oder so zerstört werden, dass sich darin kein Wasser mehr ansammeln kann, da sich an diesen Gegenständen noch intakte Eier vom letzten Jahr befinden können! Ansonsten droht eine Verschleppung der Eier auf andere Grundstücke oder Entsorgungseinrichtungen!
Alle kleineren Behältnisse sollen gründlich mit Wasser und Bürste (Wurzelbürste, Schrubber und Handschuhe) gereinigt werden und so gelagert werden, dass sich kein Wasser darin sammeln kann. Pflanzentöpfe statt in Untersetzer auf Steine stellen, wo das Wasser nach dem Gießen oder Regen ablaufen kann.
Das zur Reinigung von Gefäßen genutzte Wasser soll zur Versickerung auf die Rasenfläche oder Beete ausgeleert werden, nicht in den Abfluss, da sich dort die Mücken weiter entwickeln könnten.
Größere Gegenstände wie Zisternen und Regenwassertonnen, die wenig Wasser beinhalten oder die nicht mehr benötigt werden sollen ausgeleert, gereinigt und sicher gelagert werden. Sicher gelagert sind Gegenstände, in denen sich kein Wasser (z. B. nach Regen) mehr ansammeln kann. Lagern Sie diese umgedreht oder bewahren Sie sie noch besser unter einem Dach im Schuppen oder im Keller auf.
Regenwassertonnen und Zisternen, die benötigt werden, werden mit B.t.i.-Tabletten behandelt (ungiftig für Pflanzen, Menschen, Vögel und Haustiere). Zudem sollen sie nach der Behandlung mit B.t.i. mit einem festschließenden Deckel oder mit Moskitonetzen (Gaze) so abgedeckt werden, dass keine Spalten entstehen, in denen Stechmücken einfliegen können (mit Klebeband oder Schnur absichern). Bei Vorhandensein von Stechmückenpuppen, die nicht mehr fressen und daher auch kein B.t.i. aufnehmen, sollte das Netz zusätzlich noch mit einem Insektizid eingesprüht werden, sonst fliegen die ausgeschlüpften Mücken bei Öffnen des Deckels/Netzes aus und verbreiten sich.
Zaunpfosten, hohle Stangen und Sonnenschirmständer sollen mit Klebeband, Moskitonetz oder Schutzkappen aus dem Baumarkt abgedichtet werden, ggf. vorher mit B.t.i. behandeln.
Zum Schluss sollten auch alle Abflüsse auf dem Grundstück (Gullys und Ablaufrinnen) mit B.t.i.-Tabletten behandelt werden.
Wenn sich eine größere Anzahl an Brutstätten wie Regenfässern oder Containern auf dem Grundstück befindet, können die Anwohner Kontakt zu den Mitarbeitern der Tigermückenbekämpfung Weinheim aufnehmen. Diese kommen nach Absprache vorbei und führen die gezielte und biologische Bekämpfung mit B.t.i. unentgeltlich durch.
Hinweis zu B.t.i.:
B.t.i. ist ein biologisches Mittel, das in mögliche Brutstätten in Gärten, auf Terrassen oder auch Balkonen gegeben wird. Bei dem eingesetzten Mittel handelt es sich um ein Eiweiß, das spezifisch im Darm von Mückenlarven zu einem biologischen Wirkstoff umgewandelt wird und die Larven dadurch abtötet. Es wird seit Jahrzehnten weltweit eingesetzt und ist für anderen Insekten, Tiere, Menschen und Pflanzen völlig ungiftig.
Meldungen von Tigermücken bitte an Gabriele Stadler:
Die erlegte, möglichst noch vollständige Mücke (lebend gefangene Tigermücken können zum Abtöten auch für kurze Zeit in das Gefrierfach gegeben werden) aufbewahren und E-Mail mit Nahaufnahme senden oder telefonisch mit Gabriele Stadler Kontakt aufnehmen, das Exemplar wird abgeholt.
Kontakt: Gabriele Stadler Tel. 015901313446 [email protected].
Weitere Informationen gibt es unter E-Mail [email protected] oder http://www.rhein-neckar-kreis.tigermuecke.info
Fotoquelle: Umweltbundesamt
Zugesandt vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis