Liberale Frauen diskutierten Lage der Geburtshelferinnen
Bei Geburten und deren Vor- und Nachsorge zu helfen, sei ein Traumberuf. Doch die Rahmenbedingungen und Vorschriften verursachten den engagierten Hebammen selbst sinnbildlich schwere Wehen und sollten vereinfacht und verbessert werden. Darin waren sich bei einer Talkrunde in der Hessel-Akademie Wiesloch die Hebammen Beate Hofbauer und Iris Schumacher einig mit Jochen Haußmann MdL, dem stellvertretenden Vorsitzenden und gesundheitspolitischen Sprecher der FDP/DVP-Landtagsfraktion. Eingeladen dazu hatten die Liberalen Frauen Kurpfalz, deren Vorstandsmitglied Ulrike von Eicke die Talkrunde moderierte.
Beate Hofbauer arbeitet als Angestellte in einer Heidelberger Klinik und bietet freiberuflich in Heidelberger Vororten Geburtsvorbereitung und Nachsorge an, während Iris Schumacher als selbstständige Hebamme in Walldorf sich der Schwangeren- und Wochenbettbetreuung widmet. Hofbauer wies darauf hin, dass freiberufliche Hebammen ständig auf Abruf seien und viele mehr als 40 Wochenstunden arbeiten. Die hohen Haftpflichtprämien hätten dafür gesorgt, dass zahlreiche Hebammen als Angestellte in Kliniken mit festen Arbeitszeiten gewechselt haben. In der Konsequenz werde es für viele Eltern immer schwieriger, eine Hebamme für die Vor- und Nachsorge nach der Geburt zu finden. Es sei gut, dass die Kosten für die Haftpflichtversicherung inzwischen übernommen werden. Hofbauer kritisierte auch die Regelung, dass ein Nachsorgetermin nur 23 Minuten dauern solle und die Hebammen nur dafür bezahlt würden. Dies genüge höchstens für eine Untersuchung des Babys, aber nicht auch für eine intensive Beratung und Betreuung der Eltern, wofür ein Nachsorgetermin 60 bis 90 Minuten dauern und entsprechend entlohnt werden sollte. Als Fehlplanung bezeichnete Hofbauer auch den Mangel an Parkplätzen in der Heidelberger Innenstadt, wodurch Hebammen für Parkplatzsuche und ggf. weite Wege zu Hausbesuchen massiv Zeit verlieren. Sie selbst, so Hofbauer, nehme deswegen keine Termine in der Heidelberger Innenstadt wahr, sondern nur solche in Vororten. Und Iris Schumacher kritisierte, dass Kliniken nur Hebammen-Stellen im Wechselschicht-Betrieb anbieten. Hebammen mit Kleinkindern, die wegen ihrer familiären Verpflichtungen eine Stelle mit festen Arbeitszeiten benötigen, würden somit trotz des Arbeitskräftemangels keine Anstellung in Kliniken erhalten.
Jochen Haußmann wies darauf hin, dass die Geburtenzahlen in Baden-Württemberg angestiegen seien von 88.000 im Jahr 2011 auf 115.000 im Jahr 2021. Dagegen sei die Zahl der Geburtskliniken geschrumpft von 91 auf 76. Derzeit gebe es acht von Hebammen geführte Geburtshäuser im Land, und zwei weitere seien geplant. Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende erklärte: „Um die Situation der Hebammenversorgung zu verbessern, habe ich bereits in der vorletzten Legislaturperiode im Landtag eine gemeinsame Resolution des Sozialausschusses vorgeschlagen. Daraufhin hatte die damalige Landesregierung den Runden Tisch Geburtshilfe initiiert.“ Daraus resultierte die Förderung von Geburtshäusern und lokaler Gesundheitszentren, in denen auch Hebammen integriert sind. Ehemalige Hebammen, die nach einer Elternzeit oder aus anderen Gründen in diesen Beruf zurückkehren wollten, sollten Fortbildung und Förderung erhalten. Die Akademisierung der Hebammen-Ausbildung solle fortgesetzt werden, und im Übrigen gebe es dafür weitaus mehr Bewerberinnen als Studienplätze. Die Politik habe in den letzten Jahren einiges auf den Weg gebracht.
Haußmann konstatierte: „So erfreulich die steigende Zahl an Geburten ist, die Vor- und Nachsorge der Eltern durch Hebammen wird dadurch nicht einfacher. Die Bündelung der Aktivitäten der Hebammen in Geburtshäusern ist ein wichtiger Baustein. So lassen sich auch flexiblere Arbeitszeiten für die Hebammen und Entlastung bei der Organisation und Verwaltung umsetzen. Die Herausforderungen rund um die Geburtshilfe werden nicht weniger werden.“
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