Gen-Küche, Magersucht und die Liebe
Thematische Schwergewichte und leichtfüßige Worte beim vierten Poetry Slam im Palatin
Vom Gen-Scheren-Kind, von der Suche nach dem Leben und von Herzensdieben: Es wurde wieder nach allen Regeln der Kunst geslammt im Palatin. Der vierte literarische Wettbewerb ging nun über die Bühne des Kongress- und Kulturzentrums. Oder vielmehr über die virtuelle Plattform, denn die Teilnehmer waren nicht präsent vor Ort, sondern per Video-Schalte dabei. Der Poetry Slam, eine Veranstaltung, die von den Palatin-Azubis organisiert und durchgeführt, ja komplett getragen wird, kam also erneut in einem anderen Format daher. Per Chat-Funktion waren die Zuschauer live dabei, nahmen so auch Einfluss auf die Interviews, die die beiden Azubis Nura Lacaj und Hanna-Kerstin Antritter mit den Teilnehmerinnen führten.
Perfekt sein, makellos, entstanden aus der Gen-Küche der Eltern: Lea Sophie Keller aus Trier thematisierte in ihrem Beitrag Methoden der Genmanipulation, das molekulare Skalpell. Die 20-Jährige hat bereits an rund 50 Poetry Slams teilgenommen, ihren ersten Auftritt bestritt sie in Luxemburg. Inspiriert wird sie bei Dämmerzuständen im Halbschlaf: Kommen ihr beim Aufwachen oder Wegnicken Ideen, muss sie sich jedoch überwinden, um diese gleich aufzuschreiben. „Denn sonst sind sie weg“, teilte sie den beiden Interviewerinnen in der Denkwerkstatt des Palatins, wo sie sich per Video-Konferenz eingeklinkt hatte, mit.
Maja Karrasch aus Lüneburg hatte sich der „Suche nach dem Leben“ angenommen. Auch sie findet Worte für thematische Schwergewichte wie etwa Magersucht, auch sie ist erst 20 Jahre jung, auch sie wendet sich gegen Stigmatisierung und spricht aus, worum andere gerne einen verbalen Bogen machen. Mit Versen wie „Ich sah die Flut an angestauter Wut“ oder „Obwohl ich weiß, dass es nichts Gutes verheißt, wenn man sich an seinen eigenen Hüftknochen festhält“ sprach sie aus, was sonst so gerne verschwiegen wird. 2017 begann sie zu schreiben – sie führte Tagebuch in Gedichtform. Die Umgebung, die sie beim Kreativsein bevorzugt, ist wenig spektakulär: Kein Café in einer schicken Stadt, sondern der eigene Schreibtisch, wo sie ganz bei sich sein kann. In ihren Texten widmet sie sich gerne Themen, die sich mit „mental health“, also psychischer Gesundheit befassen. Doch vor allem will sie vielseitig bleiben, wie sie ihren Interviewpartnerinnen Nura Lacaj und Hanna-Kerstin Antritter gesteht.
Und was ist mit der Liebe? Karla Louisa Stolle aus Potsdam hatte sich die Herzensdinge vorgeknöpft. Ob dies der Grund dafür ist, dass sie mit 47,10 Prozent der Stimmen als Siegerin der Veranstaltung hervorging?
Gevotet wurde mit dem virtuellen Abstimmungstool des Palatins, das sich bereits beim ersten Wieslocher Songwriter-Contest bewährt hatte und bei dem nun die 24-Jährige die meisten Stimmen erhielt. Auch sie bricht gerne Tabuisierungen auf, macht aber um heikle Themen wie Rassismus oder Sexismus lieber einen Bogen. In ihren Texten lässt sie eigene, aber auch fremde Erfahrungen einfließen. „Ich fühle mich wie eine Marionette und du ziehst die Fäden“, beschreibt sie etwa Fremdbestimmung in einer Beziehung. Ob es ein Happy End gibt?
Der Poetry Slam kann auch nach seiner Live-Ausstrahlung über das Kulturwohnzimmer des Palatins https://www.palatin.de/kunst-kultur/live-stream/ abgerufen werden. Wie die Liebesgeschichte ausgeht, muss also kein Geheimnis bleiben.
Der nächste Poetry Slam soll wieder in Präsenzform stattfinden, sofern es die Inzidenzen erlauben. Der Termin wird noch bekannt gegeben.
Zugesandt von Christiane Barth
Palatin Kongresshotel und Kulturzentrum GmbH