Grundlagen des STS 02 Zertifikats
Was ist das STS 02 Zertifikat?
Das STS 02 Zertifikat (mehr Informationen: https://proflycenter.com/category/sts-eu-schulungen-spezielle-kategorie) ist eine speziell definierte Zulassung innerhalb der EU-Drohnenverordnung, die bestimmte Flüge außerhalb der Sichtweite regelt. Es erlaubt den Betrieb von Drohnen im BVLOS-Bereich über dünn besiedeltem Gebiet, vorausgesetzt, die migrationskritischen Anforderungen werden erfüllt. In der Praxis ist es eine Erweiterung der erlaubten Flüge jenseits niedriger Risikooperationen und ergänzt andere Zertifikate wie STS 01. Das STS 02 Zertifikat richtet sich vor allem an Betreiber, die komplexe Drohnenmissionen durchführen wollen. Bei erfolgreicher Zertifizierung und entsprechender Betriebserklärung kann der Einsatz signifikant effizienter und flexibler gestaltet werden. Es stellt damit eine Brücke zwischen sehr einfachen Drohnenflügen und komplexem Zulassungsbedarf dar.
Zugehörigkeit zur speziellen Kategorie der EU-Drohnenverordnung
STS 02 gehört zur sogenannten spezifischen Kategorie, in der Flüge mit erhöhtem Risiko durch standardisierte Szenarien (Standardszenarien, auch STS genannt) geregelt sind. Die europäische Verordnung unterscheidet zwischen offenen, spezifischen und zertifizierten Betriebskategorien – STS 02 fällt wie STS 01 unter „specific“. Diese Einordnung erleichtert den Zugang zu genehmigten Flügen, da klare Vorgaben und Risikobewertungen hinterlegt sind. Im Kern sollen gewisse Risiken standardisiert abgedeckt werden, um individuelle Bewertungen zu reduzieren. So wird auf EU-Ebene ein konsistentes Sicherheitsniveau geschaffen. Nationale Aufsichtsbehörden wie das LBA setzen diese Standards in verbindliche Rahmenbedingungen um.
Unterschiede zu STS 01 und anderen Standardszenarien
Im Vergleich zu STS 01, das Sichtflüge und einfache BVLOS-Operationen über sehr dünn besiedeltem Gebiet erlaubt, erweitert STS 02 den Radius und die Betriebsbedingungen deutlich. STS 01 gilt nur für Operationen ohne Personen unterhalb der Flugroute und mit Sichtkontakt oder direkter Sicherung. STS 02 hingegen ermöglicht Flüge über dünn besiedeltem Gebiet, erlaubt aber keine vollautonomen Einsätze über dicht besiedeltem Gebiet. Andere Standardszenarien wie STS 03 oder STS 04 befassen sich mit dichterem Betrieb oder kritischen Infrastrukturen und erfordern deutlich umfangreichere Zertifizierungen. STS 02 ist also klar zwischen den niedrigen Anforderungen von STS 01 und den hoch spezialisierten Szenarien angesiedelt. Damit bietet es eine flexible Option für Unternehmen, die mehr wagen, aber nicht ins höchste Regulierungsniveau einsteigen möchten.
Das STS 02-Standardszenario im Überblick
Anforderungen an BVLOS-Flüge über dünn besiedeltem Gebiet
BVLOS-Flüge im Rahmen von STS 02 setzen voraus, dass keine Menschen dauerhaft unter der Flugroute leben. Geregelt ist dies durch definierte Siedlungsdichte-Parameter, die eingehalten werden müssen. Zusätzlich verlangt die EU klare Flugsicherheitszonen und definierte Mindestabstände zu kritischen Infrastrukturen. Wetter- und Luftraumüberwachung spielen ebenfalls eine Rolle, damit die Drohne nicht in Ballungsräume oder kontrollierten Luftraum driftet. Betreiber müssen Flugrouten im Vorfeld genehmigen lassen und entsprechende Risikomanagementmaßnahmen dokumentieren. Die Einhaltung dieser Parameter gewährleistet ein akzeptables Sicherheitsniveau ohne einzelne Risikoanalysen.
Rolle der C6-Drohne im STS 02-Szenario
STS 02 setzt voraus, dass die verwendete Drohne in die C6-Kategorie fällt – ausgerüstet mit redundanten Systemen, Fail-Safe Funktionen und präzisen Sensoren. C6-Drohnen gelten als besonders robust und sicher im BVLOS-Einsatz. Sie verfügen über automatische Geo-Caging Module sowie Ground Risk Buffer zur Kollisionsvermeidung. Havariefunktionen und Rückkehrautomatik bei Verbindungsverlust sind obligatorisch. Nur durch diese technische Ausstattung erfüllt die Drohne die hohen Anforderungen an Systemverfügbarkeit und Sicherheit. Folglich ist die Auswahl der C6-Plattform entscheidend für die STS 02-Zulassung.
Technische Voraussetzungen und Sicherheitsmaßnahmen
Neben der C6-Klassifikation muss die Drohne Mehrfachsensorik enthalten, darunter redundante GNSS Empfänger, Batteriemanagementsysteme und Notfunktionen. Das System muss kontinuierliche Telemetriedaten an Bodenstationen übertragen. Ground Risk Buffer sorgen dafür, dass bestimmte Sicherheitsbereiche vor dem Flug nicht betreten werden. Geo-Caging verhindert unerwünschtes Abweichen von genehmigten Zonen. Zudem ist die Integration eines kollisionsvermeidenden LiDAR- oder Radarsystems erforderlich. Diese Maßnahmen sichern das System so, dass auch bei Ausfall einzelner Komponenten ein sicherer Betrieb gewährleistet bleibt.
Voraussetzungen für den Erwerb des STS 02 Zertifikats
Notwendige Vorkenntnisse und A2 EU-Fernpilotenzeugnis
Bevor man den STS 02-Kurs beginnt, ist ein gültiges A2-Fernpilotenzeugnis erforderlich. Dieses belegt, dass der Betreiber einfache Drohnen sicher führen kann und grundlegende Vorschriften kennt. Ergänzend sind Kenntnisse in BVLOS Regelungen, Luftraumklassifizierung und meteorologischen Grundlagen zwingend nötig. Viele Schulungsanbieter verlangen einen Nachweis über englische Fachsprache, da Luftfahrtterminologie in der Regel international genutzt wird. Ohne diese Basis wird die Zulassung für STS 02 nicht erteilt. Das A2-Zeugnis bildet damit die Mindestvoraussetzung für das höhere spezifische Niveau des Zertifikats.
Theoretische Ausbildung und Online-Schulungsmöglichkeiten
Die theoretische Schulung umfasst Module zu Luftrecht, Human Factors, Meteorologie und technischem Risikomanagement. Einige Anbieter bieten Online-Kurse an, die durch Webinare und virtuelle Übungen ergänzt werden. Alternativ existieren Präsenzseminare, in denen Fragestellungen direkt mit Experten diskutiert werden können. Während der Ausbildung werden Prüfungsfragen durchgearbeitet und typische Szenarien simuliert. Hochwertige Anbieter verwenden Flugplan-Software zu Trainingszwecken. Diese theoretische Phase dauert in der Regel 20–30 Stunden, kann aber individuell angepasst werden.
Praktische Ausbildung und Flugtraining
Die praktische Phase umfasst Flüge unter realen BVLOS Bedingungen mit qualifizierten Trainern. Es werden Flüge über dünn besiedelten Gebieten simuliert, mit Schwerpunkt auf Kommunikationsverfahren und Notfallmanagement. Die korrekte Anwendung von Geo-Caging, Ground-Risk-Buffer und Fail-Safe-Funktionen wird in der Praxis gewährleistet. Hinzu kommt die Analyse von Flugtelemetrie und daraus abgeleitete Verbesserungen im Betriebsablauf. Für die STS 02-Prüfung ist ein bestimmtes Flugminuten-Kontingent nachzuweisen. Die Ausbildung endet erst, wenn der Pilot befähigt ist, die Szenarien selbstständig durchzuführen.
Prüfungen für das STS 02 Zertifikat
Theorieprüfung STS 02: Inhalte und Ablauf
Die Theorieprüfung prüft Kenntnisse in Risikomanagement, Luftraum-Strukturen sowie technischem Aufbau der C6 Drohne. Es werden Multiple-Choice- und Szenario-basierte Fragen gestellt. Die Prüfung dauert in der Regel 60 Minuten und umfasst rund 40 Fragen. Erfolgsziel ist ein Bestehen mit mindestens 75 % richtigen Antworten. Die Prüfung kann online oder in Präsenz abgelegt werden. Vorbereitende Prüfungsbögen und Musterkataloge helfen bei der gezielten Vorbereitung.
Praxisprüfung STS 02: Anforderungen und Bewertung
Die Praxisprüfung besteht aus mehreren Flugmissionen unter Beaufsichtigung durch einen Prüfer. Bewertet werden Kommunikation mit Bodenstation, Anwendung von Sicherheitsfunktionen und Notfallverfahren. Jeder Flug wird dokumentiert und analysiert, inklusive Telemetrie. Der Prüfer achtet auf die Einhaltung des Flugplans und korrektes Verhalten bei Störungen. Eine erfolgreiche Bewertung ist Voraussetzung für die Betriebserklärung beim LBA. Die Praxisprüfung dauert in der Regel 4–6 Stunden und ist eng strukturiert.
Prüfungsorganisation und anerkannte Prüfstellen
STS 02-Prüfungen dürfen nur bei anerkannten Stellen wie dem Luftfahrtbundesamt oder zertifizierten Schulungszentren abgelegt werden. Die Prüfstellen koordinieren Theorie- und Praxisprüfung aufeinander und stellen lückenlose Dokumentationen aus. Sie sorgen auch für die technische Ausstattung wie C6-Drohnen und Flugsimulatorsysteme. Gebühren fallen gemäß LBA-Kostenverordnung an. Nur nach erfolgreichem Bestehen beider Prüfungsteile erfolgt die Betriebserklärung durch das LBA.
Genehmigung und Betriebserklärung für STS 02-Flüge
Rolle des Luftfahrtbundesamts (LBA) bei der Betriebserklärung
Das LBA prüft die eingereichten Trainings- und Prüfungsnachweise sowie die Konformität mit STS 02 Vorgaben. Der Betriebserklärungsprozess ist standardisiert: Betreiber reichen Unterlagen ein, das LBA bestätigt formell mit einer Betriebserlaubnis. Danach dürfen STS 02-Flüge „ohne individuelle Risikobewertung“ durchgeführt werden. Die Behörde stellt sicher, dass sämtliche technischen und organisatorischen Maßnahmen umgesetzt wurden. Der gesamte Vorgang folgt einer klaren nationalen Umsetzung der europäischen Regelvorgaben.
Vereinfachtes Verfahren ohne individuelle Risikobewertung
STS 02 nutzt ein vereinfachtes Genehmigungsmodell ohne risikobasierte Einzelbewertung jedes Einsatzes. Voraussetzung ist die Einhaltung der Standards, z. B. Einsatzgebiet, Ausrüstung und Pilotenzertifikat. Dadurch kann der Betreiber nach der einmaligen Betriebserklärung flexibel agieren. Das verkürzt Vorlaufzeiten und reduziert administrative Hürden im operationalen Alltag. Für Routineeinsätze ist keine erneute Genehmigung erforderlich, solange die Rahmenbedingungen eingehalten werden.
Bedeutung der LBA-Kostenverordnung
Die Betriebserklärung sowie Prüfung und Zertifikatserteilung sind kostenpflichtig gemäß der LBA-Kostenverordnung. Die Gebühren decken Prüfungsdurchführung, Verwaltungsaufwand und Betriebserlaubnis ab. Die Höhe ist abhängig vom Umfang der Prüfungsteile und Anzahl der Flüge in der praktischen Prüfung. Transparente Gebührenstruktur ermöglicht Unternehmen eine verlässliche Kalkulation. Vor Antragstellung sollten Anbieter daher die genauen Kosten kennen und einplanen.
Ausbildungszentren und Schulungsangebote
Pro Fly Center: Theorie, Praxis und DJI M350 RTK
Das Pro Fly Center bietet vollständige STS 02-Schulungen mit theoretischem Unterricht, Simulator-Training und praktischen Einsätzen. In der praktischen Ausbildung wird häufig die DJI M350 RTK eingesetzt, eine C6-konforme Plattform. Die M350 RTK ist mit Ausweichradar, redundanter GNSS-Ausstattung und Geo-Caging ausgerüstet. Teilnehmer erhalten Einblick in Missionsplanung, Notfallmanagement und Einsatzdokumentation. Das Pro Fly Center ist vom LBA anerkannt und führt Prüfungsvorbereitung bis zur Betriebserklärung durch. Die Kombination aus Theorie und modernster Technik macht das Zentrum zu einem führenden Anbieter.
Alternative Szenarien und ergänzende Zertifikate
PDRA-S02 als Alternative zum STS 02 Szenario
PDRA-S02 (Pre-Defined Risk Assessment Szenario) ist ein weiterer Weg, BVLOS-Einsätze detailliert, aber individuell zu planen. Während STS 02 auf standardisierte Szenarien setzt, erlaubt PDRA-S02 flexiblere Betriebsprofile. Jeder Einsatz benötigt jedoch eine individuelle Risikoanalyse. PDRA kann günstiger sein, wenn die STS 02-Rahmenparameter zu restriktiv sind. Ideal für Betreiber mit spezifischen Anforderungen. Allerdings ist der Genehmigungsprozess langwieriger und juristisch anspruchsvoller.
Das EASA STS-Zertifikat und seine Bedeutung
EASA definiert STS-Zertifikate auf europäischer Ebene und sorgt für Harmonisierung. Das STS 02 ist Teil dieses EASA-Systems, das von allen Mitgliedsstaaten anerkannt wird. Dadurch wird grenzüberschreitende Drohnennutzung für zertifizierte Betreiber erheblich erleichtert. Nationale Behörden müssen EU-Vorgaben wie STS 02 übernehmen und umsetzen. Für Betreiber bedeutet dies: einmal investieren, europaweit operieren. Das steigert Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit.
Fernpilotenzeugnis STS: Gültigkeit und Erweiterungen
Das STS 02-Zertifikat ist befristet und muss regelmäßig erneuert werden. Die Gültigkeit ist auf zwei Jahre ausgelegt, danach sind Re-Zertifizierungen erforderlich. Für Erweiterungen können weitere STS Szenarien, wie STS 03, hinzukommen. Betreiber können das Spektrum ihrer operationellen Möglichkeiten sukzessive erweitern. Regelmäßige Trainingseinheiten und Prüfungen sichern Aktualität und Sicherheit. So bleibt die Qualifikation stets auf dem neuesten Stand der Technik und Regulatorik.
Technische Anforderungen an Drohnen im STS 02 Betrieb
C6-Drohne: Merkmale und Zulassung
C6-Drohnen zeichnen sich durch hohe Redundanz und umfassende Selbstschutzmechanismen aus. Sie verfügen über mehrere GNSS-Empfänger, duale Batteriepakete und integriertes Radar/LiDAR. Zulassung erfolgt anhand EU-Richtlinien für „für BVLOS-geeignete Systeme“. Geo-Caging- und Ground-Risk-Buffer-Mechanismen sind Pflicht. Eine kontinuierliche Datenübertragung zur Bodenstation ist vorgeschrieben. Somit sind sämtliche kritischen Systeme mehrschichtig abgesichert.
C3-Drohne mit C6-Upgrade: Möglichkeiten und Grenzen
C3-Drohnen können durch technische Nachrüstung teilweise STS 02-geeignet gemacht werden. Hierzu zählen zum Beispiel zusätzliche Sensorik, redundante Steuerungssysteme und Fail-Safes. Ein solches Upgrade ist möglich, jedoch mit hohen Kosten und komplexer Zertifizierung verbunden. Nicht alle Plattformen können technisch oder rechtlich auf C6 Niveau gebracht werden. Betreiber müssen Kosten-Nutzen sorgfältig abwägen. In vielen Fällen ist der Einsatz einer nativen C6-Drohne effizienter.
Geo-Caging und Ground Risk Buffer als Sicherheitsfunktionen
Geo Caging beschränkt den Flugraum auf vordefinierte Bereiche und verhindert unbeabsichtigtes Abdriften. Ground Risk Buffer baut eine virtuelle Sicherheitszone um potentiell gefährdete Gebiete auf. Beides reduziert das Kollisionsrisiko mit Personen und Infrastruktur. Technische Implementierung erfolgt in der Flugsteuerungssoftware der Drohne. Verstößt ein Flug gegen diese Sicherheitszonen, erfolgt automatisch ein Not-Abbruch. Diese Funktionen sind fester Bestandteil des STS 02 Sicherheitskonzepts.
Rechtliche Rahmenbedingungen und langfristige Perspektiven
Einordnung in die Kategorie specific
STS 02 ist ein klar geregelt definierter Teil der spezifischen Kategorie und erhebt den Anspruch, ein europaweit anwendbares Standardszenario zu sein. Diese Einordnung umfasst rechtliche, technische und organisatorische Mindestanforderungen. Einmal zertifiziert, können Betreiber ohne Einzelfallprüfung operieren. Dies spart Ressourcen und reduziert bürokratischen Aufwand. Die Kategorie „specific“ schafft damit Effizienz bei gleichbleibend hohem Sicherheitsniveau.
Zukunft der europäischen Standardszenarien
Die EU plant weitere Standardszenarien wie STS 03 und STS 04, die dichteres Gebiet oder kritische Infrastruktur adressieren. Ziel ist ein umfassendes Portfolio an sicheren, harmonisierten Flugszenarien. Insbesondere der Einsatz von autonomen Drohnen in städtischen Gebieten wird künftig stärker reglementiert. STS 02 dient als technischer und regulatorischer Blaupause für diese Entwicklungen. Zunehmende Digitalisierung und Vernetzung in der Luftfahrt treiben Innovation und Regularien voran.
Weiterentwicklung der STS Zertifizierung bis 2025 und darüber hinaus
Bis 2025 ist mit klaren Vorgaben für STS 02 Re-Zertifizierungen zu rechnen, inklusive technischer Updates und erweiterter Betriebsszenarien. Die EASA arbeitet an Nachschärfungen hinsichtlich Redundanzanforderungen und Cybersecurity. Integration von AI-unterstützten Kollisionsvermeidungssystemen ist in Sicht. Betreiber sollten sich frühzeitig auf Anpassungen einstellen. Langfristig wird STS Zertifizierung integraler Bestandteil eines modernen, sicheren Drohnenbetriebs in Europa.