Seit fast zwei Monaten im „Coronamodus“: Blick hinter die Kulissen des Gesundheitsamts, in dem täglich gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie angekämpft wird
Rückblickend könnte es sein, dass im Rhein-Neckar-Kreis der 2. April der Wendepunkt der Corona-Krise war. Denn an diesem Tag verzeichnete das Gesundheitsamt im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis erstmals mehr genesene Personen als neue Fälle, also Menschen, die positiv auf SARS-Cov-2 getestet worden sind. Seitdem sinkt die Zahl der „aktiven“ Fälle im Landkreis und der Stadt Heidelberg, für die das Gesundheitsamt ebenfalls zuständig ist, langsam, aber kontinuierlich. „Wir hoffen natürlich, dass die Zahl der Neuinfizierten weiterhin so gering wie in den vergangenen Tagen bleibt beziehungsweise nach Möglichkeit noch weiter sinkt“, sagt der stellvertretende Amtsleiter Dr. Andreas Welker.
Unter seiner Federführung bereitete sich das Gesundheitsamt bereits vor über zwei Monaten auf die drohende Pandemie vor. Spätestens seit dem 27. Februar, als im Rhein-Neckar-Kreis der erste bestätigte Covid-19-Fall vorlag, befinden sich alle Mitarbeitenden im „Coronamodus“. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Herausforderungen das Gesundheitsamt seit über sieben Wochen tagtäglich unter anderem meistern muss, hat die Pressestelle des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis wichtige Projekte und Zahlen aus dieser Zeit zusammengestellt.
Personalintensive Ermittlungsgruppe
Ein Hauptaugenmerk galt gleich zu Beginn dem Aufbau von zusätzlichem Personal, um die Fälle schnell bearbeiten und nachverfolgen zu können. So arbeiteten in einer speziell eingerichteten Ermittlungsgruppe zeitweise über 50 Personen, die sich aus Ärztinnen und Ärzten sowie weiteren Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes zusammensetzt und von Famulanten (Medizinstudierende im Praktikum) unterstützt werden. Das Ermittlungsteam macht die Kontaktpersonen der mittlerweile über 1100 mit dem neuartigen Coronavirus infizierten Menschen im Kreis und in der Stadt ausfindig, kontaktiert diese (insgesamt sind es bislang knapp 3200) und leitet weitere Maßnahmen wie etwa Quarantänebescheide in die Wege.
Personalintensiv ist auch das Infotelefon, welches das Gesundheitsamt bereits Ende Januar speziell für Fragen in Bezug auf das Coronavirus anbot und damit bundesweit eine Vorreiterrolle einnahm. Seitdem wurden im Schichtbetrieb täglich, zeitweise sogar von 7.30 bis 21 Uhr, weit über 30 000 Anrufe entgegengenommen. Über die Hotline werden auch die Codes vergeben, mit denen als Verdachtsfälle eingestufte Bürgerinnen und Bürger einen Abstrich vornehmen lassen können. Auf diese Art und Weise wurden bislang (Stand 16. April) über 6500 Personen auf eine Infektion mit SARS-Cov-2 getestet. Zunächst erfolgten diese Abstriche in der Uniklinik Heidelberg, ehe seit dem 18. März in Schwetzingen und zusätzlich seit dem 26. März auch in Heidelberg die Tests in zwei mobilen Corona-Abstrichzentren unter der direkten Regie des Gesundheitsamts möglich sind. Für die Betreuung der unter häuslicher Quarantäne stehenden Personen wurden zudem gemeinsam mit der Uniklinik Heidelberg sogenannte „Corona-Taxis“ an den Start gebracht, für die der Rhein-Neckar-Kreis Fahrzeuge und Fahrer stellt.
In Windeseile eigene Datenbank für Erfassung der Fälle programmiert
Neben dem Gesundheitsamt schaltete auch der Eigenbetrieb Bau, Vermögen und Informationstechnik blitzschnell in den „Coronamodus“. „In Windeseile haben unsere Kollegen von der EDV eine Datenbank programmiert, die uns die Erfassung, Verfolgung und Auswertung der Fälle, Kontaktpersonen und Testungen deutlich erleichtert“, erklärt der Leiter des Gesundheitsamts, Dr. Rainer Schwertz. Die Software ist inzwischen sogar mit dem Laborsystem der Universitätsklinik verbunden und ermöglicht somit eine direkte Übernahme der Befunde.
„Die derzeitige Situation erfordert für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landratsamt einen hohen persönlichen Einsatz mit Einschnitten in das Privatleben, wofür ich ihnen von ganzem Herzen danke“, sagt Landrat Stefan Dallinger. Optimistisch stimmt ihn die Tatsache, dass die Kontaktbeschränkungen Wirkungen zeigen und die Infizierten-Zahlen im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg zurückgehen. „Doch wir alle sollten weiter so verantwortungsvoll agieren: Abstand zu halten und die persönliche Mobilität auf das Nötigste zu beschränken, werden noch eine Weile die wichtigsten Corona-Regeln bleiben“, so der Landrat.
Der Betrieb einer großen Hotline im Landratsamt sowie der Aufbau von zwei Corona-Abstrichzentren (das Bild zeigt das Test-Center in Schwetzingen) sind zwei Beispiele für Projekte, die das Gesundheitsamt in kürzester Zeit umgesetzt hat.
Fotos: LA Rhein-Neckar-Kreis
Silke Hartmann
Pressesprecherin