Schach in Corona-Zeiten aus der Rennstadt Hockenheim
Mit großem Bedauern muss man feststellen, dass Schach beim Bundesligisten Schachvereinigung 1930 Hockenheim nahezu vollständig zum Erliegen gekommen ist. Bereits im Frühjahr 2020 beendete der Schachbundesliga e.V. die laufende Spielsaison 2019/2020, Ankündigungen zur Fortsetzung der Saison scheiterten mehrmals, so dass die Hockenheimer aktuell gemeinsam mit OSG Baden-Baden noch ohne Verlustpunkte an der Tabellenspitze liegend auf weitere Entscheidungen warten. Eine Video-Konferenz am 20.04. endete mit nachfolgendem Zwischenergebnis: Die nächste Video-Konferenz der SBL e.V. im Juni soll dann endgültig darüber entscheiden, ob die Saison 2019/2021 mit den noch fehlenden 7.Runden im September in einer zentralen Endrunde in Berlin fortgesetzt werden kann. Alternativ droht erstmals seit Gründung eine Beendigung der Saison ohne Ermittlung des Deutschen Meisters.
Dem Management des Rennstadtteams mit den Brüdern Günter und Dieter Auer und Mannschaftsführer Blerim Kuci stehen schwierige Zeiten bevor. Der reguläre Spielbetrieb in der Zehntscheune für Aktive und Jugend ist bereits seit längerer Zeit unterbrochen und die Spielstätte der Bundesligamannschaft, das Baden-Württemberg Center am MOTODROM, ist ebenfalls geschlossen. Darüber hinaus ist die finanzielle Situation nicht dazu geeignet, Optimismus zu verbreiten, nachdem die Mehrzahl der langjährigen Sponsoren Corona-bedingt den Rückzug aus Werbeetat- Gründen ankündigte.
Ein mögliches bevorstehendes Finale mit Serienmeister OSG Baden-Baden stünde daher aus folgenden Gründen nicht unter günstigen Vorzeichen. Zum einen ist noch völlig ungewiss, ob die Reisebedingungen es erlauben, die Spitzenspieler des Hockenheimer Kaders aus Russland, China, Indien und Resteuropa nach Deutschland zu holen, ohne die man gegen Baden-Baden kaum eine Chance hätte.
In diesen Kontext passt die aktuelle Meldung, dass der Hockenheimer Spitzenspieler GM Ian Nepomniachtchi aus Russland sich am 27.April 2021 beim FIDE-Kandidatenturnier in Yekaterinburg, Russland als Gegner von Weltmeister Magnus Carlsen, Norwegen qualifiziert hat. Ein Bundesliga-Einsatz in Deutschland würde mutmaßlich seine Vorbereitungen zum WM-Kampf in Dubai erheblich stören.
Ohne GM Ian Nepomniachtchi wäre das Rennstadtteam gegen Baden-Baden sicher geschwächt, rein theoretisch aber nicht völlig chancenlos. Ein Blick in den Kader zeigt, dass noch weitere acht Supergroßmeister auf einen Einsatz warten. Dies sind in der Reihenfolge der Spielstärke und Rang in den Top 100 der Welt:
(4) GM Nepomniachtchi, Ian,Russland,
(20) GM Wei,Yi , China, (23) GM Vidit, Santosh Gujrathi, Indien, (26) GM Vitiugov, Nikita, Russland, (34) GM Tomashevsky, Evgeny, Russland, (44) (49) GM Fedoseev, Vladimir, Russland, (86) GM Howell, David W L, England und (89) GM Inarkiev, Ernesto, Russland.
Der aktuelle Kader wird ergänzt durch Europameister Saric, Ivan, Kroatien, die ehemaligen Weltmeister Ponomariov, Ruslan, Ukraine und Anatoli Karpow, Russland, dem Ungarn Banusz, Tamas sowie den deutschen GM Braun, Arik, Baramidze, David, Wagner, Dennis und dem ehemaligen Lokalmatador Buhmann, Rainer.
Laut Mannschaftsführer Blerim Kuci wäre das Rennstadtteam in dieser Konstellation (Nur die besten 8 kommen zum Einsatz) mit Sicherheit nicht chancenlos im Kampf um den Deutschen Meistertitel 2021 in Berlin. Letzten Endes hat aber erneut Corona das letzte Wort und die Reisebedingungen aus fernen Kontinenten zum Ende des Jahres werden den Ausschlag geben.
Ungeachtet aller negativen Kriterien bastelt das Management des Rennstadtteams mit vollem Einsatz am Finanzplan der Spielsaison 2019/2021.
Nach der Zusage von Dr. h.c. Manfred Lautenschläger , dem Hockenheimer Team mit seiner ML-Stiftung zur Seite zu stehen wartet man tatenlos aber voll Optimismus auf die weiteren Entscheidungen.
Zugesandt von Dieter Auer
Schachvereinigung 1930 Hockenheim