Immer mehr Frauen berichten in sozialen Medien von sogenannten Alleingeburten – Geburten ohne Hebamme oder ärztliche Hilfe, oft in ungewöhnlichen Umgebungen wie am Strand oder im Wohnzimmer. Die Berichte propagieren eine selbstbestimmte Geburt fernab des Gesundheitssystems. Doch der Trend birgt hohe Risiken und wird zunehmend von extremistischen Gruppen vereinnahmt.
Der Wunsch nach maximaler Selbstbestimmung
Die Anhängerinnen dieser Bewegung teilen häufig Videos von vermeintlich reibungslosen Geburten, die angeblich ohne Komplikationen verlaufen. Influencerinnen wie die Deutsche Josy Peukert veröffentlichen Aufnahmen ihrer Alleingeburten und bieten Kurse für interessierte Frauen an. Die Beweggründe: Ablehnung des Gesundheitssystems und die Überzeugung, dass der weibliche Körper alleine zur Geburt fähig ist.
Gesundheitsrisiken und Warnungen
Medizinische Fachleute warnen eindringlich vor den Gefahren von Alleingeburten. Dr. Lars Hellmeyer, Chefarzt einer Berliner Geburtsklinik, betont, dass selbst Routinegeburten plötzlich in Notfälle umschlagen können, etwa wenn die Plazenta sich nicht vollständig löst – eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation. Hebammenverbände unterstützen diese Warnung: Geburten ohne medizinische Fachkräfte bergen erhebliche Risiken für Mutter und Kind.
Fälle von Todesfällen und Notlagen
In geschlossenen Online-Communities berichten Eltern von teils dramatischen Alleingeburten. Ein besonders tragischer Fall: Ein Vater beschreibt in einer Chatgruppe, wie sein Kind nach der Geburt ohne ärztliche Hilfe nicht mehr zu atmen begann und trotz Ratschlägen aus der Gruppe verstarb. Auch Sarah Schmid, eine prominente Verfechterin der Alleingeburt, gesteht Notfälle ein, rät jedoch weiterhin von ärztlicher Begleitung ab.
Nähe zur „Freilerner“-Bewegung und rechtsextremen Ideologien
Bei einem Treffen der Alleingeburten-Szene in Frankreich, organisiert von Sarah Schmid, wird klar: Das Thema Alleingeburt überschneidet sich mit rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Ideologien. Schmid selbst propagiert in Telegram-Gruppen Impfskepsis, Schulverweigerung und teilt Inhalte der rechtsextremen Anastasia-Bewegung. Extremismusexpertin Lea Lochau erklärt, dass das Thema Mutterschaft und Geburt bewusst genutzt wird, um rechtsextreme Ansichten anschlussfähig zu machen.
Rechtliche Lage in Deutschland und Österreich
In Deutschland ist die Alleingeburt erlaubt. Doch kommt es zu Komplikationen mit Schädigungen für das Kind, kann die Mutter strafrechtlich belangt werden. Österreich hingegen hat Alleingeburten aufgrund der Gefahren untersagt.
Informationsquelle: ARD/SWR
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