Energiespar-Sanierung von Wohnungen im Rhein-Neckar-Kreis würde 1 Mrd. Euro pro Jahr kosten
152.000 Wohnungen älter als 45 Jahre | Baustoff-Fachhandel fordert „Sanierungs-Turbo“ vom Bund
Im Rhein-Neckar-Kreis steht eine gigantische Sanierungswelle bevor. Rund 57 Prozent der insgesamt 268.000 Wohnungen sind älter als 45 Jahre und damit vielfach sanierungsbedürftig. Nach einer aktuellen Analyse des Pestel-Instituts bedeutet das: Etwa 152.000 Altbauwohnungen müssten in den kommenden Jahren energetisch und baulich auf Vordermann gebracht werden. Der Zustand des Gebäudebestands gilt als Schlüsselfaktor, um die Klimaziele zu erreichen.
Besonders im Fokus steht dabei der Energieverbrauch. Die Gebäude im Rhein-Neckar-Kreis schneiden im Vergleich zum Bundesdurchschnitt nur minimal besser ab – gerade einmal 0,4 Prozent niedriger liegt der Verbrauch pro Quadratmeter Wohnfläche. Damit ist die Region ein Spiegelbild der bundesweiten Situation. Ziel ist es, den gesamten Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral zu machen. Dafür müsse, so Institutsleiter Matthias Günther, der „Sanierungsturbo“ eingelegt werden.
Pestel-Institut veranschlagt rund eine Milliarde Euro pro Jahr
Die Kosten dafür sind enorm. Allein für energiesparende Maßnahmen veranschlagt das Pestel-Institut rund eine Milliarde Euro pro Jahr – und das über einen Zeitraum von zwanzig Jahren. Grundlage der Berechnung ist eine bundesweite Studie der „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“. Für Eigentümer bedeutet das erhebliche Investitionen, die ohne staatliche Unterstützung kaum zu stemmen sein werden. Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) spricht daher von einem „Mammut-Projekt“.
Vor diesem Hintergrund fordert der BDB mehr finanzielle Anreize und warnt vor Kürzungen. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) plant laut Verband, Förderprogramme um mehr als drei Milliarden Euro zu kürzen. Das wäre ein schwerer Rückschlag für die Sanierungsbereitschaft vieler Hausbesitzer. BDB-Präsidentin Katharina Metzger appelliert daher an die Bundestagsabgeordneten der Region, sich in Berlin für einen „Push bei der Gebäudesanierung“ starkzumachen. Nur so könne verhindert werden, dass die Sanierungswelle ins Stocken gerät.
Die Bauwirtschaft ist ohnehin schwer getroffen. Der versprochene „Neubau-Turbo“ von Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) ist bislang nicht in Sicht. Stattdessen werden Aufträge knapp, Bauarbeiter verlieren ihre Jobs, und Betriebe müssen schließen. Ein Aufschwung durch Sanierungen könnte hier entscheidende Impulse setzen. „Diese Bau-Spirale nach unten muss dringend gestoppt werden“, mahnt Metzger.
Für Eigentümer lohnt sich eine umfassende Sanierung nicht nur aus Kostengründen, sondern auch aus praktischer Sicht. Wer Dach und Fassade gleichzeitig saniert, muss nur einmal ein Gerüst stellen lassen. Fachleute raten zudem, die Maßnahmen in der richtigen Reihenfolge umzusetzen: Zuerst dämmen, dann eine Wärmepumpe installieren. Neben energetischen Modernisierungen bietet sich oft auch der altersgerechte Umbau an. So können Eigentümer sicherstellen, dass sie auch im Alter in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können.




























